Calendula
Praxis für Klassische Homöopathie und Bowen-Therapie

Homöopathie bei ADHS

Was bedeutet ADHS?

ADHS ist die Abkürzung für das Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndrom. Diese Bezeichnung ersetzt frühere Bezeichnungen wie HKS (Hyperkinetisches Syndrom), MCD (Minimale Cerebrale Dysfunktion) oder POS (Psychoorganisches Syndrom) (Bonath, 2004). Die Bezeichnung ADHS hat sich durchgesetzt, weil nicht jede Aufmerksamkeitsstörung mit motorischer Hyperkinese (pathologisch gesteigerte Beweglichkeit bzw. Motorik der Skelettmuskulatur) oder hirnorganischer Dysfunktion einhergeht.

Die Deutsche Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin definiert ADHS wie folgt:

„ADHS liegt vor, wenn unaufmerksames und impulsives Verhalten mit oder ohne deutliche Hyperaktivität ausgeprägt ist, nicht dem Alter und Entwicklungsstand entspricht und zu Störungen in den sozialen Bezugssystemen, der Wahrnehmung und im Leistungsbereich von Schule und Beruf führt.“

Symptome bei ADHS

Das Syndrom wird durch drei Hauptsymptome gekennzeichnet:

  • Mangelnde Konzentrationsfähigkeit
  • Erhöhte Ablenkbarkeit
  • Gesteigerte Impulsivität

Die Ausprägung der genannten Symptome und die damit verbundenen Einschränkungen sind jedoch bei jedem Kind unterschiedlich. Des Weiteren verändern sich die Symptome im Laufe des Alters.Bleibt die Störung jedoch über das 14. Lebensjahr hinaus bestehen, wird die Prognose in der Regel als schlecht eingestuft. Die Aufmerksamkeitsdefizite können bis ins Erwachsenenalter andauern.

Die Amerikanische Psychiatrische Vereinigung unterscheidet bei ADHS zwischen drei Subtypen:

  • Der Mischtyp, bei dem alle drei Hauptsymptome (Aufmerksamkeitsstörung, Hyperaktivität, Impulsivität) vorliegen.
  • Der überwiegend unaufmerksame Typ ohne Hyperaktivität.
  • Der überwiegend hyperaktive impulsive Typ, ohne ausgeprägte Aufmerksamkeitsstörung.

Gemäß dem Conners Global Index (CGI) treten folgende 10 Symptome am häufigsten auf:

Reizbarkeit/Impulsivität, leichtes und häufiges Weinen, nervöse Unruhe, sich ständig Bewegungen, Destruktivität, plötzliche und starke Stimmungsschwankungen, Begonnenes nicht zu Ende bringen, leichte Ablenkbarkeit, geringe Frustrationstoleranz, Unterbrechen und Stören anderer Kinder. Diagnostische Kriterien für die Störung sind 6 oder mehr Symptome, die entweder den Schwerpunkten Aufmerksamkeitsdefizit und/oder Hyperaktivität/Impulsivität zugeordnet werden. Aktuell orientiert sich die Diagnostik nach internationaler Übereinkunft an den Kriterien der beiden diagnostischen Klassifikationssysteme ICD-10 (International ClassificationofDiseases) und DSM-IV (Diagnosticandstatistical Manual of Mental Disorders).Das Krankheitsgeschehen ADHS ist sehr komplex und eine Vereinheitlichung der Diagnose ist sehr schwierig. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Diagnosestellung abhängig von der Dauer und dem Ausmaß der beschriebenen Auffälligkeiten ist. Wie ausgeprägt oder auffällig Symptome sind, hängt somit von der subjektiven Wahrnehmung bzw. Erfahrung des jeweiligen Arztes ab. Näheres zur Diagnostik bei ADHS kann bei Wikipedia unter folgendem Link nachgelesen werden:

Mögliche Ursachen

Als mögliche Ursachen für ADHS werden genetische Faktoren diskutiert sowie Nahrungsmittelunverträglichkeiten gegen Phosphate, Zucker, Kuhmilch, Weizen, Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt und psychogene Faktoren wie familiäre Probleme, kindliche Traumata. Im Vordergrund steht jedoch die Vermutung, dass ADHS durch eine neurochemische Störung unterschiedlicher Transmittersysteme hervorgerufen wird. Dadurch soll eine Dopamin-Armut entstehen, welche ADHS verursacht. Diese Hypothese macht den Einsatz von Psychostimulanzien wie Ritalin besonders reizvoll, da dadurch das postsynaptische Ungleichgewicht ausgeglichen werden könnte. In meiner Praxis habe ich beobachtet, dass es bei vielen Kindern mit ADHS bereits während der Schwangerschaft enorme Probleme zwischen den Eltern gab. Oftmals trennten sich die Eltern bereits während der Schwangerschaft. Während dem homöopathischen Erstgespräch, in welchem auch immer Krankheiten in der Familie besprochen werden, konnte ich häufig feststellen, dass bereits die Eltern ADHS – und/oder ADS-Symptome hatten. Des Weiteren spielt auch eine Quecksilberbelastung des Kindes oder der Mutter eine Rolle bei ADHS.

Ritalin und seine Nebenwirkungen

Wie einer Pressemitteilung aus dem Bundesgesundheitsministerium zu entnehmen ist, ist der Verbrauch von Ritalin zwischen 1993 und 2000 um das 13,6-fache angestiegen. Im Jahr 2000 hat er sich mit 463 kg gegenüber 1999 fast verdoppelt. Ritalin bewirkt, dass der Botenstoff Dopamin länger zwischen den Nervenzellen bleibt, so dass Wahrnehmungen und Empfindungen besser gefiltert werden können. Die Aufmerksamkeit steigt (Schmid, 2002). Inzwischen weiß man, dass Methylphenidat (Ritalin) schwerwiegende Spätschäden bis hin zur Schüttellähmung verursachen kann. Zudem kann man vermuten, dass auch schulisch überforderten Kindern, die nicht an ADHS leiden, Ritalin verordnet wird. Als kurzfristige Nebenwirkungen treten gemäß dem Beipackzettel von Ritalin unter anderem Appetitverlust, Tics, Sehstörungen, Schlafstörungen, Bauchschmerzen, Herzrasen oder erhöhter Blutdruck auf. Ritalin ist chemisch mit Kokain verwandt und fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz. Immer mehr Eltern lehnen es ab, dass ihrem Kind dauerhaft ein drogenartiges Medikament mit Langzeitfolgen verabreicht wird und suchen nach alternativen Behandlungsmethoden ohne Nebenwirkungen.

ADHS und Homöopathie

Die Behandlung von ADHS in der homöopathischen Praxis ist mittlerweile zur Routine geworden. Für die Ermittlung des heilenden homöopathischen Einzelmittelsist nicht die Diagnose ausschlaggebend, sondern die charakteristischen Symptome des Patienten. In der Homöopathie gibt es keine Standardmedikamente für ADHS oder sonstige Erkrankungen.

Grundlage der homöopathischen Behandlung von ADHS bei Monika Müller-Amenitsch, Berlin, ist ein ausführliches Erstgespräch, welches auch Erstanamnese genannt wird. Während einer Erstanamnese werden Symptome verschiedenster Art wie Verhalten, Ängste, Aggression, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen,  Nahrungsmittelunverträglichkeiten, körperliche Schwachpunkte/Auffälligkeiten, typische Charaktereigenschaften, frühere und aktuelle Erkrankungen etc. aufgenommen. Dabei bin ich als Homöopathin auf meine eigene Wahrnehmung und die der Eltern angewiesen.Wenn homöopathische Medikamente gemäß den Angaben von erfahrenen und gut ausgebildeten HomöopathInnen eingenommen werden, sind sie auch bei längeren Behandlungszeiträumen frei von Nebenwirkungen.Während einer homöopathischen Behandlung lege ich Wert darauf, regelmäßig über die Reaktion auf das homöopathische Medikament und über den Heilungsverlauf informiert zu werden. Denn regelmäßige Überprüfungen und eventuelle Veränderungen der Dosierung und/oder Art des Medikaments sind unbedingt erforderlich.Bei ADHS empfehle ich eine langjährige homöopathische Begleitung. In meiner Praxis habe ich die Erfahrung gemacht, dass insbesondere während der ersten Behandlungsmonate eine engmaschige Begleitung notwendig ist. Während diesem Zeitraum mussten verschiedene homöopathische Mittel verabreicht werden, da sich die Schwerpunkte der Symptomatik veränderten. Wichtige homöopathische Mittel bei ADHS waren u.a. Lycopodium, Tuberculinum und Sulfur.

Ich möchte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, dass die homöopathische Behandlung von ADHS eine einfache Angelegenheit ist, da das Krankheitsbild sehr komplex ist. Wenn man sich für eine homöopathische Unterstützung entscheidet, sind Geduld und Offenheit wichtige Voraussetzungen. Die Behandlung sollte als Zusammenarbeit betrachtet werden. Je ausgeprägter Symptome sind und je objektiver sie geschildert werden, desto sicherer und schneller wird das passende homöopathische Mittel gefunden.

Wissenschaftliche Studien über die homöopathische Behandlung von ADHS

Ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, sich darüber zu informieren, was wissenschaftliche Studien zum Thema Homöopathie bei der Behandlung von ADHS herausgefunden haben. Nachfolgend beschreibe ich kurz eine klinische Studie, in welcher Homöopathie so angewendet wird, wie es der Realität im Praxisalltag entspricht.  Von Frei et al. (2007) wurde in der Schweiz eine randomisierte placebokontrollierte Cross-Over-Studie im Doppelblindversuch durchgeführt. Bei den TeilnehmerInnen handelte es sich um 84 Kinder (74 Jungs, 9 Mädchen) im Durchschnittsalter von 9,2 Jahren. Da in der Regel während der Anfangsphase einer homöopathischen Behandlung von ADHS verschiedene Mittel verschrieben werden bevor das optimale oder passendste Mittel gefunden wird, wurde in dieser Studie eine offene Screening-Phase vor der eigentlichen Studienphase durchgeführt. D.h., alle Teilnehmer wurden klassisch homöopathisch mit Einzelmitteln behandelt und erst dann zur Studie zugelassen, wenn eine deutliche Besserung der Symptome festgestellt werden konnte.

Wenn sich dann die Symptome deutlich verbesserten und die Kinder zur Studie zugelassen wurden, lief das Ganze wie folgt ab: Die Kinder wurden in 2 Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe wurde 6 Wochen lang klassisch homöopathisch mit Einzelmitteln (Verum-Phase) behandelt und danach 6 Wochen lang mit Placebo. Die zweite Gruppe erhielt während der ersten 6 Wochen Placebo und die Verum-Phase fand im Anschluss statt. Weder Teilnehmer noch Behandler wussten, welche Gruppe sich in welcher Phase befand (doppelblind). In der Studie fand man heraus, dass es signifikante Unterschiede zwischen der Verum – und Placebo-Phase gab und dass die Wirksamkeit von Homöopathie spezifisch ist und nicht auf dem Placebo-Effekt beruht. Das bedeutet, dass eine eindeutige Wirksamkeit durch homöopathische Medikamente festgestellt werden konnte.

In der Phase vor dem eigentlichen Studienbeginn (offene Screening-Phase), als alle mit einem Verum behandelt wurden, verringerte sich die Intensität der ADHS-Symptome um 11 Punkte gemäß dem Conners Global Index (CGI) und während der eigentlichen Studienphase um 4 Punkte. D.h., während der offenen Screening-Phase sprachen nach durchschnittlich 5 Monaten 70 Kinder (84%) deutlich auf die homöopathische Behandlung an. Die Symptome verbesserten sich um 50%. Während der offenen Screening-Phase und während der Studienphase wurden nur homöopathische Medikamente eingenommen. 18 Kinder wurden vorher mit Methylphenidaten behandelt. Man stellte fest, dass Kinder, die vorher keine Methylphenidate eingenommen hatten, deutlich schneller auf die homöopathische Behandlung ansprachen bzw. dass das optimal passende homöopathische Medikament schneller gefunden werden konnte.

Frei et al. (2007) stellten fest, dass folgende Faktoren Schwierigkeiten bei der homöopathischen Behandlung von ADHS darstellen:

Ungenaue Schilderung/Beschreibung der Symptome von Seiten der Eltern, Familienprobleme und Äußere Einflüsse wie Schuldruck und sozialer Druck auf Kinder und deren Familien. Des Weiteren steht das Bedürfnis nach einer schnellen Verringerung der Symptome im Konflikt mit der durch homöopathische Medikamente bewirkten langsamen Verbesserung.

Schlussbetrachtung:

Da das Syndrom ADHS mit seinem komplexen Krankheitsgeschehen durch eine individuelle Behandlungsmethode wie Homöopathie gemäß der jeweiligen Art und Ausprägung von Symptomen behandelt werden kann, überrascht mich das positive Ergebnis der Studie von Frei et al. (2007) nicht. Ich empfehle Kindern und Erwachsenen mit ADHS Homöopathie als weitere Behandlungsmöglichkeit ohne Nebenwirkungen und/oder unvorhersehbare Langzeiteffekte zu betrachten.

Bitte beachten Sie, dass Beratungen und Behandlungen kostenpflichtig sind (siehe “Behandlungskosten”). Arzneimittelverschreibungen können nur auf der Grundlage von Behandlungen bzw. Anamnesegesprächen erfolgen.

 

 

Quellen: 

  • Bonath, T. (2004). Homöopathie bei ADHS: Ein integratives Therapiekonzept. München, Deutschland: Elsevier GmbH.
  • Frei, H., Everts, R., Ammon von, K., Kaufmann, F., Walther, D., Hsu Schmitz, S. F., … Thurneysen A., (2007). Randomised controlled trials of homeopathy in hyperactive children: Treatment procedure leads to an unconventional study design. Homeopathy, 96(1), 35-41
  • Schmid, R., (2002). Ritalin – eine Zeitbombe? Homöopathie Zeitschrift, 1(-), 43-47.

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